Originalpassierschein

Originalpassierschein

 

Titschendorf im ehemaligen Grenzgebiet der DDR

Titschendorf wurde nach dem zweiten Weltkrieg, als die Grenzgebiete gebildet wurden, als Schutzstreifen markiert. Schutzstreifen, das bedeutete 500 Meter Zone. Das war für die Einwohner eine harte und vor allem diskriminierende Zeit. Nur Einwohner und natürlich die Grenzpolizisten durften den Ort betreten und verlassen. In den ersten Jahren nach dem Weltkrieg sogar auch russische Soldaten.

Die Einwohner hatten in ihrem Personalausweis einen Sonderstempel, den Ausweis mussten sie beim Eintritt oder Verlassen des Dorfes den Grenzpolizisten vorzeigen. In den ersten Jahren bis circa 1960 mussten die Bürger bis spätestens 22 Uhr zu Hause sein. Später wurde diese Ausgangssperre auf 23 Uhr verlängert. Wurde ein Bürger später angetroffen, musste er die »Grenzer« in die Grenzkompanie begleiten und wurde dort meistens verhört. Glücklicherweise wurde die Ausgangssperre später ganz aufgehoben.

Jeder Besuch von Angehörigen oder Bekannten musste bei der Polizei angemeldet werden. Dazu beantragte man einen sogenannten Passierschein, allerdings dauerte die Austellung bis zu sechs Wochen. Gäste aus der ehemaligen Bundesrepublik Deutschland durften das Grenzgebiet nicht betreten. Bei besonderen Anlässen wie einer Hochzeit oder Jugendweihe trafen sich die Familien außerhalb des Grenzgebietes zum Feiern. Sogar bei Beerdigungen durften Angehörige aus der BRD nicht einreisen.

Die Meldepflicht verlangte, dass jeder Besucher sich innerhalb der ersten acht Stunden seines Aufenthalts in Titschendorf bei der Polizei meldete. Während des Aufenthalts musste der Passierschein immer bei sich getragen werden.

Die Grenzanlagen um Titschendorf sind heute alle abgebaut. Es erinnert nur noch wenig an die früheren Zustände, schließlich war Titschendorf vom Grenzzaun komplett eingeschlossen. Am einzigen Zugang zum Dorf, an der Straße am Sportplatz in der Heinrichshöhe, befand sich der Grenzkontrollpunkt. Hier wurden die Passkontrollen durchgeführt. Im November 1989 in der Zeit der »Wende« wurden die Grenzgebiete vollständig aufgehoben.